Luft nach oben

Manche werden es schon wissen, ich bin auch als Podcaster unterwegs. Gemeinsam mit meinem Freund Andreas spreche ich über dies und das, weswegen wir unseren Podcast „Abstrakt & Alltäglich“ nennen. In fast regelmäßigen Abständen von vierzehn Tagen treffen wir uns zu einem 45-minütigen Austausch. Unser Gespräch zeichnen wir über ZOOM auf und stellen es anschließend über verschiedene Podcast-Kanäle in die Welt. Tatsächlich werden wir auch von einigen Menschen gehört. Ein Teil davon sitzt nun auch im Norden Amerikas, genauer gesagt, in Kanada. Nachdem wir im Blog von Herbert Bopp lobend erwähnt wurden, gibt es auch von dort Zugriffe auf die ein oder andere Episode.

Herbert lebt seit mehr als vierzig Jahren mit seiner Frau in Montreal. Ihn hatte ich aufgestöbert, als ich vor fünf Jahren auf der Suche nach einem Straßennamen war. Es fiel mir nicht mehr ein, wie die Straße hieß, in der ich als achtjähriger Junge wohnte. Das Dorf wusste ich noch und die ungefähre Lage des Hauses konnte ich auf Google Maps herausfinden. Aber ich war mir nicht sicher, ob es das eine oder das andere war. Was ich neben dem Namen des Wohnortes noch erinnerte, war der Name des Nachbarn, eines Malermeisters Bopp. Nach recht kurzer Suche kam mir ein Herbert Bopp auf den Bildschirm. Seines Zeichens Nordamerika Korrespondent mit Wohnsitz Montreal. Den schrieb ich an und es stellte sich heraus, dass er der Sohn jenes Malermeisters ist. Von ihm erhielt ich den korrekten Straßennamen. Sein Vater war damals auch der Vermieter unserer Wohnung, daher wußte Herbert, welches Haus ich meinte.

So trat jemand aus meiner Vergangenheit in mein Leben, den ich zuvor nie erinnerte. Auch bin ich ihm damals nicht begegnet, er ist acht Jahre älter als ich und spielte nicht mehr mit den kleinen Jungs in der Straße. Dennoch nahm er plötzlich einen sehr prägnanten Platz ein in meiner aufgefrischten Erinnerung. Ich erfuhr, dass er Schriftsetzer gelernt hatte und als Redakteur arbeitete für verschiedene Zeitungen im Südwesten Deutschlands. Als er endgültig nach Kanada auswanderte, war er als Produzent und Sprecher bei Radio Canada International tätig. Er versteht also etwas vom Schreiben und Sprechen. Und er brachte mich dazu, mich mehr um die Audioqualität meiner Aufnahmen im Podcast zu kümmern. In einer Mail fragte er mich, ob er unseren Podcast in seinem eigenen Blog „Bloghausgeschichten“ promoten dürfe. Offensichtlich hatte ihm unser Gespräch zum Thema „Alter“ gut gefallen. Nur die Qualität meiner Stimme gefiel ihm nicht besonders. Es gäbe da noch Luft nach oben, jedenfalls fiele die Tonqualität „im Vergleich mit Andreas‘ glockenheller Stimme etwas ab“, schrieb er.

Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich suchte und fand ein dynamisches Sprecher- und Recording Mikrofon und ein USB-Audio Interface, das mir den Anschluss des Mikrofons an meinen Mac erlaubt. Dazu musste auch ein Schwenkarm her, damit das neue Mikro einen sicheren Halt findet. Das Wochenende über installierte ich die neuen Gerätschaften und probierte mit unterschiedlichen Programmen aus, ob sich etwas verbessert hatte. Tatsächlich meinte ich, eine Verbesserung herbeigeführt zu haben. Andreas und auch Kerstin erhielten eine Hörprobe und bestätigten meinen Verdacht. Das einzig störende war für mich, dass ich die Eingangslautstärke bis zum Anschlag hoch regulieren muss. Es war sonst nichts zu hören in der Aufnahme, so laut ich auch ins Mikro sprach. Wieder machte ich mich auf die Suche und fand heraus, dass auch andere Käufer dieser Gerätschaften ähnliche Erfahrungen machten. Deren Lösungsvorschläge zielten alle darauf ab, eine weitere Anschaffung zu tätigen: Ein Mikrofonvorverstärker, ein sogenannter FetHead.

Es ist schon verrückt, was ein kurzer Hinweis in einer Mail alles auslöst bei mir. Die Anschaffung eines neuen Mikrofons, eines Interface, eines Schwenkarms und nun auch noch eines Mikrofonvorverstärkers. Damit auch wirklich nichts mehr schief gehen kann, habe ich auch noch einen Pop-Filter für das Mikrofon nachbestellt. Er minimiert Plosivlaute, die beim Sprechen entstehen können. Nicht zu vergessen all die Zeit, die ich ins Recherchieren, Suchen, Installieren und Ausprobieren investierte. Irgendwie hat mich der Profi aus Kanada mit seinem Hinweis auf „Andreas‘ glockenhelle Stimme“ gereizt. Mal sehen, ob die Luft nach oben noch immer zu erkennen ist. Wenn ja, dann muss ich wohl an meiner Stimme arbeiten und weniger an der Technik.

2 Gedanken zu „Luft nach oben“

  1. Na, das sieht doch schon sehr professionell aus. Ich bin sicher, es klingt auch so. Wenn euer nächster Podcast online ist, werde ich euch ein ungefiltertes Feedback schicken. Herrlich, wie sich Geschichte und Geschichten, Länder, Familien und sogar Kontinente wiederfinden – und das nach einem gelebten Leben von 76 Jahren. Ich freue mich auf weitere Blogposts und natürlich auf weitere Podcasts mit dir und dem Herrn mit der glockenreinen Stimme. Von der Tonqualität her werdet ihr euch künftig nichts mehr schenken.
    PS: Ich würde den Blog gerne abonnieren – geht das?

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