In unserem Garten gibt es eine Stelle, da schaut ein abgesägtes Rohr aus dem Boden. Ich nehme an, früher wurde hier Wasser hoch gepumpt. Wahrscheinlich mit einer Schwengelpumpe. Diese Pumpen sind praktisch, sie brauchen keinen Strom, funktionieren meist recht einfach. Wenn mal kein Wasser aus dem Hahn kommt beim Pumpen, dann hilft es Wasser von oben einzufüllen, um die Wassersäule in der Pumpe wieder aufzubauen. Eine Bremer Freundin bat mich, ihre Pumpe zu installieren. Sie konnte aufgrund einer Verletzung nicht mehr schwer tragen und ihr linker Arm und ihre Hand taten nicht mehr das, was sie tun sollten. Sie ist dreiundachtzig Jahre alt und für mich ein Vorbild dafür, wie Altsein geht. Vor allem ihre Art rechtzeitig NEIN sagen zu können, imponiert mir. Heute erfuhr ich, dass sie dies nicht immer schon konnte. Sie hatte es auf ihre ToDo-Liste geschrieben all jener Dinge, die sie im Alter noch tun wollte. Nein-Sagen stand ganz oben. Dadurch wird sie einigen ihrer Mitmenschen recht unbequem. Wer will schon abweisend behandelt werden? Aber mir gefällt das. Manchmal, wünsche ich mir, bräuchte ich dies konsequente Verhalten auch. Vielleicht sollte ich mir vornehmen, ebenso resolut aber freundlich ein eigenes Nein zu formulieren.
Am frühen Morgen noch vor dem Frühstück wurde ich abgeholt und durfte mit in den Garten fahren. Hier in Bremen heißen Schrebergärten Parzellen. Darin gibt es sehr viele massive Gartenhäuschen, die Kaisen-Häuser genannt werden. Kaisen, nach dem damaligen Bürgermeister von Bremen. Er hatte nach dem Krieg erlaubt, dass in den Kleingärten Häuser gebaut wurden. Eigentlich hatte er eine illegale Situation für die dort lebenden Bürger legalisiert. Auch meine Bremer Freundin hat solch ein massives Gartenhäuschen. Sie führte es mir vor mit dem Hinweis, dass die Gardinen gewaschen und die Fenster geputzt seien. Auch Staub und Spinnweben seien entfernt worden. Der Kühlschrank enthielt Nahrungsmittel einer Kleinfamilie und es gab sogar eine Spülmaschine für benutztes Geschirr. Die Pumpe, um die es ging, war keine Schwengelpumpe. Es war ein über zwanzig Jahre altes Gerät, das ich aus dem Kabuff hinterm Haus holen durfte. Auf einem eigens dafür vorgesehenen Platz schloss ich es an Strom und Schläuche an. Beim Druck auf den An-Aus-Schalter tat sich nichts. Es tat sich auch nichts an einer anderen Steckdose. Die Pumpe hatte in ihrem Winterschlaf im Kabuff entschieden, ihren Dienst aufzugeben.
Ich schraube sie nicht auf. Damit kenne ich mich nicht aus und außerdem hat dies mit Strom zu tun. Das ist mir zu gefährlich, sagte ich meiner Freundin. Wir einigten uns, ein neues Gerät zu suchen und die Möglichkeit der Reparatur fallen zu lassen. Die sind ja nicht so teuer, meinte sie. Tatsächlich war ein ähnliches Gerät schnell gefunden im Netz, in den Warenkorb gelegt, bezahlt und nächste Woche wird es angeliefert. Ich werden dann ein weiteres Mal in den Garten gehen (nur die Harten kommen in den Garten) und die Installation vornehmen. Ich mache das gern, so ist es nicht. Nach unserem fehlgeschlagenen Versuch heute gab es ein leckeres Frühstück in der Sonne. Mit Kaffee, Brötchen, Brot, Marmelade und Honig. Eine wunderbares Dankeschön für meinen Einsatz. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich wäre auch hungrig nachhause gegangen. Mir war das Helfen wichtiger als der Gedanke an eine Kosten-Nutzen-Rechnung.