To do or not to do

Es gibt Tage mit Terminen, die ich mir selbst gesetzt habe. Zahnarzt, Hautarzt, Urologe. Die sind jedoch selten, eigentlich nur zur Vorsorge einmal im Jahr. Dann gibt es Tage mit Terminen, die von Außen an mich herangetragen wurden. Supervision, Teamsitzung, Vereinstreffen seitens der Bremischen Schwesternschaft, deren Mitglied ich bin. Oder freiwillige Mitarbeit bei öffentlichen Auftritten dieser wohltätigen Einrichtung als Teil meines Ehrenamtes. Klar, sobald es eine Sterbebegleitung gibt, werden auch hierfür Termine einberaumt, regelmäßig und wöchentlich. Die Treffen mit Freunden und Bekannten tauchen in meinem Kalender auf, die sind wichtig. Ja, auch die regelmäßigen Kurstermine, vierzehntägig und abends, sind in meinem Kalender verzeichnet. Manches verlängerte Wochenende irgendwo mit irgendwem ist auch zu finden. Weiter nichts. Eigentlich ist das sehr überschaubar und leicht zu bewerkstelligen.

Dann sind da noch die ToDos, die nicht im Kalender stehen und dennoch berücksichtigt sein wollen. Sie haben überwiegend mit häuslichen Arbeiten zu tun, mal mehr, mal weniger. Staubsaugen (mehr), Staub wischen (weniger), aufräumen (mal mehr mal weniger). Es ist interessant zu sehen, wie andere Menschen mit diesen mir lästigen ToDos umgehen. Die Elterngeneration kannte es nicht anders und sorgte dafür, dass die Wohnung immer(!) aufgeräumt und sauber war. Es konnte ja jemand Fremdes in die Wohnung kommen und dieser sollte nicht einen schlechten Eindruck erhalten. Auch wenn der Fremde nur der Vater war, der von der Arbeit zurückkehrte. Mir kam letzte Woche ein Haustürverkäufer ins Haus. „Wollen wir das gleich hier machen oder gehen wir rein?“, fragte er. Ich ließ ihn rein. Er kam vom örtlichen Energieversorger und wollte mir ein tolle Neuerung vorstellen. Ich sollte einen Auftrag für ein Glasfaserkabel abschließen, das vom Gehweg bis in die Wohnung verlegt werden sollte in eineinhalb Jahren. Die letzte Meile, wie sie auch genannt wird. Allerdings würde diese nur verlegt, wenn ich jetzt schon meine Unterschrift setzte unter den Auftrag.

Der Mann redete und erzählte und redete. Auf meine Einwände, dass ich doch nicht wüsste, was in eineinhalb Jahren sein würde, ging er nur oberflächlich ein. Es sei ja kein Vertrag, den ich unterschreibe, es sei ein Auftrag. Der örtliche Energieversorger möchte heute schon wissen, wer alles in der Straße Glasfaser möchte. Ob das mich zu irgendetwas verpflichtete, fragte ich. Nein, das sei nur ein Auftrag. Die Leistungserbringung käme ja erst dann, wenn das Kabel verlegt sei. Welche Leistung, frage ich. Internet, TV und Telefon, all das käme dann schnell und zuverlässig über diese neue Technologie. Im Jahr 2027 ist diese Technologie nicht mehr neu, sie ist es auch heute nicht, denke ich. Ich habe doch schon Internet, TV und Telefon und bin damit zufrieden, sage ich. Das mache nichts, es ginge jetzt nur um die letzte Meile. Die anderen damit verbundenen Angebote ließen sich in eineinhalb Jahren neu verhandeln.

Ich bot dem Mann einen Kaffee an aus unserer automatischen Kaffeemaschine. Er nimmt dies zum Anlass, über eine besondere Kaffeerösterei hier in Bremen zu erzählen. Deren Kaffee sei sehr köstlich und er trinkt diesen schon einige Jahre. Ob er mit dieser Rösterei einen Vertrag hat, frage ich mich. Und, wie werde ich diesen Menschen wieder los, der da an meinem Esstisch sitzt? Er füllt den Antragsbogen aus, fragt nach meiner Kontoverbindung, nach Adressdaten und Geburtsjahr. Ich möchte allein sein. Ich schaue zu, wie er die Daten eingibt, die ich ihm zur Verfügung stelle. Er bekräftigt noch einmal, wie gut es sei, dass ich diese Entscheidung getroffen habe, wo doch Glasfaser die Technologie mit den besten Übertragungsraten sei. Ich unterschreibe an der vorgesehenen Stelle. Er trinkt seine Tasse leer, steht auf und geht zur Haustür. Wir verabschieden uns artig. Als er draußen ist, setze ich mich an den Computer und formuliere die Stornierung des Auftrags. Hätte ich ihn nicht reingelassen, dann wäre mir dies alles erspart geblieben.


Beitragsfoto: Stadtwerke Bremen, SWB (Pressefoto)