Da wache ich nachts auf und denke daran, ob ich denn alles vorbereitet hätte für meine Tour. Noch am Abend zuvor war ich auf die Idee gekommen, mir ein Hotel in Plovdiv zu buchen für den ersten Teil meiner Reise. Das geht ja alles vom Sessel aus und so geschah es dann, dass ich über booking.com eines fand. Des Nachts warf ich meine Entscheidung wieder über den Haufen. Ich erinnerte mich an die Zimmerbilder und dass diese einen recht rustikalen Eindruck machten. Dann fragte ich mich, welches denn meine Kriterien sind, nach denen ich mir solche Unterkünfte aussuche. Eines fiel mir sogleich ein, es musste ein Frühstück inbegriffen sein. Ich bin ein großer Fan von Frühstück-Buffets. Allerdings scheiterte ich schon wiederholt an der großen Auswahl, die sie mir bieten. Warm oder kalt, süß oder deftig, Müsli oder Obstsalat, Brötchen oder Brot. Es ist am Ende das Übliche, was ich auswähle: Brot, Butter, Marmelade, Kaffee. Als nächstes müssen die Lage stimmen und der Preis. Diese drei Kriterien waren zwar erfüllt durch meine Wahl, doch in der Nacht mochte ich es nicht mehr. Ich weiß, nachts sind alle Katzen grau und eine Nacht drüber schlafen bedeutet eine ganze Nacht drüber schlafen.
Am nächsten Morgen stornierte ich meine Buchung und fing von vorne an. Ankunft in Sofia, Übernahme des Mietwagens, Fahrt nach Plovdiv, Übernachtung bis Sonntag in einem jetzt neuen Hotel. Dann Weiterfahrt Richtung Veliko Tornovo. Dort waren Kerstin und ich auf unserer Reise vor drei Jahren und es hatte uns ebenso gut gefallen wie Plovdiv. Die Reise nach Veliko Tornovo gibt mir die Möglichkeit eines der vielen Denkmäler aus der kommunistischen Ära Bulgariens zu besuchen, das Busludscha-Denkmal. Es gehört zu den Überbleibseln aus einer Zeit, die architektonisch und künstlerisch zum Monumentalismus neigte. Von Veliko aus geht es dann weiter nach Spanchevtsi, wo ich den Rest der Reise bei Rumen verbringe. Was mir in der Nacht noch in Erinnerung kam, war der Diebstahl, den Kerstin und ich vor Jahren in Marseille erleben durften. Noch am Abend hatte Kerstin davon erzählt und offensichtlich hinterließ dies Spuren bei mir. Damal hatte man die Rucksäcke von der Rückbank unseres Wagens gestohlen, während wir uns vorne sitzend über die Straßenkarte beugten. Der Dieb war freundlich. Als er die hintere Fahrzeugtür öffnete und nach den Rucksäcken griff, da meinte er „Monsieur, Madame, excusez-moi.“ Und schon war er verschwunden. Ich lief ihm zwar nach, doch zögerte ich recht schnell als mir einfiel, dass ich garnicht wüsste, wie ich ihn überwältigen könnte.
In der Nacht also Gedanken an mögliche Zwischenfälle, die mir begegnen könnten dort im fernen Bulgarien. Neben einem Diebstahl phantasierte ich mir noch Unfälle mit komplizierten, weil sprachlich nicht vermittelbaren Zusammenhängen. Allerdings gelang es mir, bald wieder einzuschlafen und die düsteren Gedanken verschwanden dorthin, wo sie hergekommen waren. Wo sind eigentlich solche Gedanken zuhause? Es ist doch immer wieder verblüffend, wie schnell ich zu solchen neige, wenn ich mal nicht schlafen kann.