Den ganzen Winter über blieb unser Balkon verwaist. Er wurde mehr als Ablageort verwendet denn als Aufenthaltsort. Der ein oder andere Karton stapelte sich über die Monate neben all dem Schmutz, der sich auf Balkonmöbeln und Boden ansammelte. Jetzt, mit den ersten Sonnenstrahlen und allmählich steigenden Temperaturen, gelangt er wieder mehr in unsere Aufmerksamkeit. Als ich vorhin mich umsah und mir ein Bild davon machte, was alles aufzuräumen und zu säubern wäre, da fiel mir eine Veränderung auf. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich es bisher nie gesehen hatte. Jetzt weiß ich aber, das ist neu. Der Sendemast auf dem Nachbargebäude war bis vor kurzem nicht vorhanden.
Nun weiß ich auch, warum die letzten zwei Wochen ein großer Kranwagen in der Straße vor diesem Haus stand. Mir war er aufgefallen, weil er das Wahlplakat des Bündnis Sarah Wagenknecht verdeckte mit dem Slogan „Unser Land wünscht sich Frieden“. Ich hatte von meinem demokratischen Mitwirkungsrecht Gebrauch gemacht und mit einer Spende für dieses Plakat an diesem Platz beigetragen. Umso mehr ärgerte es mich, dass es hinter dem Kranwagen kaum zu erkennen war. Es gibt noch andere Wege für den Frieden aktiv zu werden, denke ich mir. Manche Menschen werden aktiv gegen solche Sendemasten. Manche spüren sogar die schädlichen Auswirkungen der 5G-Strahlung und fühlen sich gesundheitlich beeinträchtigt. In Bordo, der kleinen buddhistischen Dorfgemeinschaft im Norden Italiens, traf ich einmal einen solchen Menschen. Er suchte nach Orten und Gegenden, wo er keiner solchen Strahlung ausgesetzt war. Diese zu finden, wird immer schwerer.
Es gibt genügend Hinweise im Netz, die mir bestätigen, dass von diesen Antennen eine Strahlung ausgeht, die meiner Gesundheit schadet. Es gibt auch genügend Hinweise, die das Gegenteil bezeugen. Als Nutzer eines Smartphones profitiere ich von dieser Technologie, ohne Sendemasten wäre ein Datentransfer außerhalb meines häuslichen WLAN nicht möglich. Und dennoch möchte ich nicht in Sichtweite zu diesem Ungetüm leben. Es erinnert mich daran, dass es diese Strahlung gibt. Mir begegnete einst ein Physiker, der sich sehr gut auskannte mit allen physikalischen Phänomenen rund um die Sonne. Angesprochen auf die mögliche Schädlichkeit der Mobilfunkstrahlung lachte er nur und wies darauf hin, dass wir permanent von Neutrinos durchdrungen werden, die von der Sonne ausgestrahlt werden. Radio, Fernsehen, WLAN, Mobilfunk, Neutrinos – alles Strahlungen, denen wir ausgesetzt sind. Und das soll keine Auswirkungen haben auf unsere Gesundheit? Ich werde mich jetzt nicht hineinsteigern in diese Vorstellungen. Allerdings würde es mir leichter fallen, wenn ich nicht in Sichtweite zu solch einer Antennenanlage wohnte.