Opa werden

Gestern lag ein kleines Päckchen in unserem Briefkasten, eigentlich eine Versandtasche. Als Absender war Name und Adresse unserer Tochter zu lesen. Beim Aufreißen des Umschlags ahnte ich schon etwas. Und als die zwei kleinen Babysöckchen zum Vorschein kamen, da wurde es Gewissheit: Unsere Tochter ist schwanger. Bislang musste ich immer verneinen, wenn ich im Kreis von älteren Menschen saß und nach Enkelkindern gefragt wurde. Auch fiel es mir schwer, all die Geschichten zu hören über die „Enkelei“, über die Verpflichtungen und die damit zusammenhängenden Freuden. Nun haben sie endlich eine Aufgabe, so dacht ich mir. Diese Menschen können in ihrem letzten Lebensabschnitt noch mal etwas Sinnvolles tun. Auf die Enkelkinder aufpassen, den jungen Eltern Geschenke zukommen lassen und ein wenig Einfluss nehmen auf die Erziehung des Enkelkindes. So malte ich mir das aus.

Jetzt hat es mich selber erwischt. Noch ist es nur spruchreif und ich hoffe, es wird ohne Komplikationen auch zum neuen Erdenbürger kommen. Vielleicht ist es ja eine Erdenbürgerin, die sich ihre neuen Eltern ausgesucht hat? Von einer Bekannten weiß ich, dass ihr als zukünftige Oma schon mal ein Büchlein überreicht wurde, worin sie ungefähr findet, wie die zukünftigen Eltern sich das Erziehen vorstellen. Es kann ja doch recht schnell zu Konflikten kommen, wenn die eigenen Eltern nicht mehr verstehen, was die Kinder mit den Enkeln alles anstellen. Da gelingt es nicht immer, beobachtend an der Seite zu stehen und sich mit seinen Kommentaren zurückzuhalten. Als unsere eigenen Kinder klein waren, da waren wir froh, wenn die Großeltern das Kinderhüten übernahmen. Manchmal sogar nahmen sie den Erstgeborenen mit in den Urlaub und wir waren von allen Aufgaben entbunden. Natürlich wußten wir, dass das Kind nicht bio-dynamisch und kindgerecht im Sinne der 90er Jahre versorgt würde. Da gab es dann Pommes-Rot-Weiß im Übermaß, Cola und andere Süßgetränke, sowie Fernsehen bis spät in die Nacht. Manchmal war nicht klar zu erkennen, wer denn das Ruder in der Hand hielt, die Großeltern oder das Enkelkind.

Ich freue mich riesig. Vielleicht, weil ich ein Kindernarr bin. Und vielleicht werde ich dann besser nachvollziehen können, was die alten Leute in meiner Umgebung über ihre Enkelei berichten. Vielleicht werde ich auch die Erfahrung machen, wie entlastend es ist mit Kindern zu tun zu haben, die wieder abgegeben werden können. Bei den eigenen war es ja nicht so leicht, die gehörten zu den Eltern. Und für junge Menschen ist es oft nicht leicht, herauszufinden, welchen Weg sie einschlagen möchten im Umgang mit dem Nachwuchs. Da gibt es jede Menge Vorschriften, Vorgaben, Ratschläge und Hinweise aus dem persönlichen Umfeld. Dann gibt es auch Ratgeber, die jungen Eltern in Form von Büchern, Magazinen und Social Media ins Haus flattern. Wie gelingt es dann als Anfänger in Sachen Baby und Kleinkind die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu tun? Wir hatten damals großen Gefallen an einem Buch mit dem Titel „Unter Müttern. Eine Schmähschrift“. Es war böse und lästerlich und so schön entlastend hinsichtlich all der Anforderungen, die an eine junge Mutter gestellt wurden. Ich möchte als zukünftiger Großvater da nicht eingreifen und meinen Senf dazutun. Wenn es gelingt, die neue Kleinfamilie zu entlasten, wo immer es geht, dann werde ich gerne solch ein Opa sein.

2 Gedanken zu „Opa werden“

  1. Herzlichen Glückwunsch!
    Opa klingt zunächst mal alt. Aber von befreundeten Opas und Omas habe ich gehört, dass sie ihre neue Rolle jung und auf Trab hält.
    Also dann: Auf in eine neue Ära! Dem jungen und nicht mehr so jungen Paar alles Gute für diesen neuen Lebensabschnitt.

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