Gestern war ich unterwegs von Bremen nach Berlin. Als erstes musste ich feststellen, dass meine gebuchte Bahnverbindung nicht mehr existierte. Man teilte mir mit, die Verbindung sei gestrichen. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil besteht darin, dass meine Zugbindung aufgehoben wurde dadurch. Der Nachteil, dass ich eine neue Verbindung suchen musste. Aber ich hatte ja Zeit eingeplant und kam dann über Hannover nach Berlin. Das Hotel in der Nähe des Flughafens war mit S-Bahn zu erreichen und gegen Abend hatte ich es dann auch gefunden. Es befindet sich direkt unter der Einflugschneise des Flughafens. So konnte ich mich schon frühzeitig auf meinen Flug am nächsten Mittag einschwingen. Gut, dass es ein Nachtflugverbot gibt rund um den Flughafen.

Hier in der Umgebung gibt es außer Hotels noch IKEA, McDonald, einen Matratzenverkäufer und eine Niederlassung des Radherstellers Gazelle. Das war’s. Vielleicht habe ich auch nicht alles gesehen, weil ich nur fußläufig unterwegs war. So landete ich bei McDonalds und musste feststellen, dass sie dort die Bestellprozeduren verändert haben. Auf einem großen Touchscreen durfte ich Bilder anklicken, um mein „Menü“ zusammenzustellen. Geschmeckt hat es dadurch nicht besser. Außerdem ist es schnell gegessen und vergessen. Nach einer halben Stunde ist der Hunger wieder da. Auf einer Safari in Südafrika erzählte uns ein Ranger, für den Löwen sei die erlegte Gazelle „Mac-Mac“, ein Fastfood. Ein Nashorn oder ein Büffel sind für den Hunger besser geeignet.
Die Ankunft am Terminal 2 und das Orientieren im Flughafen gelang mir recht gut. Ohne große Schwierigkeiten und Wartezeiten kam ich zum Security Check-in. Dort blieben mir die Umräumarbeiten der mitgebrachten Flüssigkeiten erspart. Sie dürfen im Rucksack oder Trolley gelassen werden. Das gilt auch für die Elektrogeräte. Mir war eh nie klar, warum diese immer extra ausgepackt werden mussten. Warum der Mann vor mir seinen Gürtel abzog und in einen der Behälter legte, erfuhr ich, als ich mit meinem im Nacktscanner stand. Ich wurde zur Seite genommen und musste meinen Gürtel öffnen. Der freundliche Herr mit den Einmalhandschuhen tastete mich ab. Es hätte ja etwas hinter dem Gürtel sein können. Der Duty-Free Shop gleich hinter dem Check-In ist harmlos gegenüber dem in Zürich, eigentlich niedlich. Man kauft dort überteuerte Parfums, alkoholische Getränke und Bücher. Fast hätte es mich erwischt, ich las mich fest auf dem Buchcover eines Romans von Juli Zeh. Ein Politthriller namens „Leere Herzen“. Nicht kaufen, sagte mir eine innere Stimme, du hast zwei Bücher im Rucksack, die wollen noch fertig gelesen werden. Also legte ich es zurück.
An anderen Flughäfen ist der Wartebereich gefüllt mit mehreren Reihen von Plastiksitzen, wo die Wartenden Rücken an Rücken sitzend auf ihre Handys, Bücher oder Laptops starren. Manche versuchen gar Schlaf nachzuholen und liegen über mehrere Sitze langgestreckt, den Kopf auf dem Rucksack, eine Hand am Haltegriff ihres Rollkoffers. Hier in Berlin am neuen Flughafen gibt es entlang der Fensterfront zum Rollfeld Sitzreihen mit Aussicht. Flugzeuge rollen in Haltebuchten oder weiter zur Startbahn, Männer in gelben Warnwesten laufen hin und her oder wedeln mit den Armen. Mit eingeübten Handgriffen schließen sie Schläuche an, rollen Treppen ans Flugzeug und bewegen Gepäck auf die dafür vorgesehenen Anhänger. Ich habe noch jede Menge Zeit bis mein Flieger fürs Boarding bereit steht. Mal sehen, was es hier noch zu entdecken gibt.
