Lass‘ uns einen Ausflug machen nach Wilhelmshaven, habe ich Kerstin gesagt. Wir haben doch das Deutschlandticket und dann sollten wir es auch nutzen. Beide hatten wir heute keine Termine und somit genug Zeit für alles mögliche. Nun also Wilhelmshaven. Dahin gelangten wir mit Bus und Bahn in zwei Stunden über Oldenburg in Oldenburg, wo wir auch umsteigen mussten. In Wilhelmshaven angekommen, verlassen wir den Regionalzug und sind sogleich im örtlichen Einkaufszentrum. Statt eines Bahnhofs gibt es hier ein Einkaufszentrum mit den dafür üblichen Geschäften wie Rossmann, H&M, Kick, tkmaxx und C&A. Wer sich auskennt in deutschen Einkaufsstraßen fühlt sich hier sofort zuhause.
Unser Ziel war das Meer. Wilhelmshaven ist Deutschlands größter Marinehafen, konnte ich bei Wikipedia nachlesen. Preußen kaufte im Jahr 1853 vom Großherzogtum Oldenburg ein 313 Hektar großes Gebiet am Jadebusen zur Errichtung eines Stützpunktes für die preußische Marine. „Der Name Wilhelmshaven wird zum ersten Mal in der Urkunde erwähnt, die am Tage der Einweihung (17. Juni 1869) bei der Grundsteinlegung der Elisabethkirche (heute Christus- und Garnisonkirche) im Grundstein vermauert wurde.“
Wir hatten Glück mit dem Wetter. Es war windstill und wolkenlos. Somit konnte die Sonne trotz ihres norddeutschen Tiefstandes noch kräftig wärmen. In Bremen starteten wir mit Wintermänteln, dort an der Küste trugen wir sie im Rucksack und über dem Arm. Es gab keine Termine, keine Zeitpläne mussten eigehalten werden. Wir nahmen einen Zug, der irgendwann mittags fuhr und wir suchten erst spät abends nach einer Rückfahrtmöglichkeit.
Als wir am Hafenbecken ankamen, da erinnerte ich mich an unseren letzten Aufenthalt vor zwei Jahren. Damals machten wir Rast in einem Restaurant am Hafenbecken. So zumindest in meiner Erinnerung. Nee, meinte Kerstin. Das sah anders aus, da waren andere Gebäude nebenan. Lass uns rein gehen, schlug ich vor, vielleicht erinnerst du dich wieder, wenn du die Einrichtung siehst. Nee, die sehen heute ja alle gleich aus, das kann auch woanders gewesen sein, so meine liebe Frau. Nun, dachte ich mir, das wäre ein wunderbarer Grund für eine heftige Auseinandersetzung ums Rechthaben. Wer erinnert sich richtig, du oder ich?
Die Sonne schien, es gab bislang keinen Stress, die Fahrt war unbeschwert verlaufen, die Ankunft bei schönstem Wetter ließ einen schönen Tag erwarten. Warum also durch solch eine Lapalie in Streit geraten, dachte ich mir und ließ es dabei bleiben. Wir waren damals in diesem Restaurant und wir waren damals nicht darin. Heisenbergs Unschärferelation lässt grüßen.
Übrigens nennen die Einheimischen ihre Stadt auch Schlicktown. Das hat unterschiedliche Gründe, die sich bei Wikipedia nachlesen lassen. Einer davon liegt darin, dass hier das Meer nicht immer zu sehen ist. Bei Ebbe gibt es nur Schlick, nur Matsch bis zum Horizont. Dann lässt es sich hervorragend wandern im Wattenmeer. Wir hatten Glück, während unseres Aufenthalts war durchgehend Wasser zu sehen, kein Schlick.